Ayurvedisch kochen mit heimischen Zutaten

Unser Bloggerin Tanja vom Ayurveda-Naturladen in Graz erklärt heute was Ayurvedisch kochen ist und dass das auch mit heimischen Zutaten geht. Schon das Lesen allein ist Genuss pur! Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen und Nachkochen!

 

Ayurvedisch kochen

Um Ayurvedisch kochen zu können genügt die übliche Grundausstattung der Küche.
Ayurvedische zu Kochen bedeutet lediglich, das Einbeziehen der 6 Geschmacksrichtungen und dass die Lebensmittel individuell auf die eigene Konstitution und die Jahreszeit abgestimmt ist.
Eine Spezialität in der ayurvedischen Küche ist die Verwendung von zahlreichen Gewürzen, Kräutern und Ghee (Anm. d. Red.: eine Art geklärte Butter). Für das besonders vollmundige Geschmackserlebnis, das so typisch für die ayurvedische Küche ist, ist es wichtig, dass jede Speise alle sechs Geschmacksrichtungen (süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb) enthält. Als letztes, aber nicht weniger von Bedeutung, ist die Reihenfolge der Koch-Abläufe, die stets beachtet werden sollte.

Wenn man die Prinzipien des Ayurveda einmal verstanden hat, kann man das Wissen auf jede beliebige Küche der Welt übertragen. So kann man deutsche, griechische, italienische, französische oder anderen Gerichte ayurvedisch zubereiten.

All dies möchte ich in der Folge erläutern und damit einen Leitfaden geben, wie ayurvedische Gerichte oder regionale Speisen nach ayurvedischen Richtlinien gut gelingen. Bei Ausprobieren und Kochen, aber auch beim Essen und Genießen wünsche ich viel Freude!

Beim kochen Reihenfolge beachten:

1. ungemahlene Gewürze in Ghee anbraten.
2. gemahlene Gewürze dazu geben.
3. Zwiebel, Ingwer, Knoblauch hinzufügen.
4. Gemüse oder Fleisch dazu.
5. mit Wasser aufgießen.
6. mit Joghurt, Schlag, Sojamilch, etc. verfeinern.
7. frische Kräuter und Salz werden als letztes hinzugefügt

Ausgleich durch die 6 Geschmacksrichtungen

Der Geschmack nährt die Körpergewebe(Dahatus) und diese nähren weiters die Organe.
Zudem schmeckt ein Gericht mit allen Geschmacksrichtungen tausend mal besser!

Von allen Menschen werden, um die Gesundheit zu erhalten, alle 6 Geschmacksrichtungen benötigt. Bei einer erhöhten Zufuhr verschiedener Geschmacksrichtungen, kann es zu einem Ungleichgewicht im Körper kommen. Jedes Lebensmittel enthält mindestens eine Geschmacksrichtung, die meisten sogar zwei. So kann ein Lebensmittel für zwei od. mehrere Geschmacksrichtungen stehen. Die sechs Geschmacksrichtungen wirken unterschiedlich auf Körper, Geist und Seele. Das kann sich im positiven wie auch im negativen auf den Körper auswirken, je nachdem, wie viel man zu sich nimmt. Auch Emotionen werden vom Geschmack beeinflusst und wirken sich positiv oder negativ auf die Psyche des Menschen aus. Wenn man Speisen verzehrt, werden Signale zum Gehirn gesendet, welche Einfluss auf die Psyche, die Doshas, die Verdauung, und die Körpergewebe nehmen. Daher macht es Sinn, den Geschmackssinn zu schulen. Idealerweise sollten über den Tag verteilt alle sechs Geschmacksrichtungen im ausgewogenen Verhältnis verzehrt werden bzw. sollten sie in einer Mahlzeit 1mal am Tag vorkommen damit alle Körpergewebe genährt werden.

Bei der Ayurveda Küche ist darauf zu achten, dass ein Gericht alle sechs Geschmacksrichtungen enthält.

süß
Milch, Sahne, Butter, Ghee, süßes Obst, Wurzelgemüse, Bohnen und Linsen, Brot, Nudeln, Zucker, Karotte, Kartoffel, Getreide wie Gerste, Weizen, Hafer, Roggen, Erbsen, Reis,

sauer
Zitrusfrüchte, fermentierte Milchprodukte wie Käse, Joghurt, etc., Wein, Essig, Sauerkraut, Tomate, Ananas, Himbeere, saure Äpfel wie Granny Smith, Erdbeere, Grapefruit, Zitrone,

salzig
Alle Salzarten, Knabbergebäck wie Chips,etc.

scharf
scharfes Gemüse wie Zwiebel, Kren, Rettich, Radieschen, Knoblauch, Kohlrabi, Lauch, Frühlingszwiebel, Paprika, Schnittlauch,
scharfe Gewürze wie Pfeffer, Chili

bitter
Spinat, Mangold, Oliven, grünes Blattgemüse, Artischocken, Chicoree, Spargel, Radico, Löwenzahn, Rhabarber, Bohnen, grüner Tee, Kaffee, Basilikum, Kurkuma, Oregano, Thymian, Rosenkohl, Brennnessel, Rucola

herb/zusammenziehend
Nüsse, Beeren, Hülsenfrüchte, rohes Gemüse, Rhabarber, Brokkoli, Blumenkohl, Honig, Buchweizen, Maismehl, Spargel, Fenchel, Stangensellerie, Auberginen, Chicoree, Blumenkohl

Ayurvedisch muss nicht immer Indisch sein!
Zur Veranschaulichung möchte ich in der Folge ein traditionelles Rezept, mit allen sechs Geschmacksrichtungen gekocht, vorstellen: Als Zutaten werden keine ayurvedischen Gewürze oder exotisches Nahrungsmittel verwendet; vielmehr ist alles vertraut und altbekannt – und dennoch entspricht die zubereitete Speise den ayurvedischen Richtlinien.
Anhand dieses Beispiels kann man der Kreativität nun freien Lauf lassen und bekannte Familiengerichte ayurvedisch zubereiten.

Krautfleckerln mit Vogerlsalat

Süß: Nudeln, Fett
Sauer: Kraut, Essig
Salzig: Salz
Scharf: Pfeffer, Zwiebel, Kümmel
Bitter: Vogerlsalat als Beilage, Paprikapulver über die Krautfleckerl streuen
Herb: Nüsse über den Salat streuen oder Steirische Käferbohnen zum Salat servieren.

Krautfleckerl ayurvedisch zubereitet
Statt Fett könnte man Ghee oder Kokosfett verwenden.
Dem Kraut könnten man mit Kurkuma eine schöne gelbe Farbe verleihen; und statt Kümmel könnte man Kreuzkümmel oder Ajwain verwenden.
Statt Pfeffer könnte der lange Pfeffer verwendet werden
Statt den Nudeln könnte man Kichererbsennudeln oder Linsennudeln verwenden und statt den Nüssen könnte man Chia Samen, Leinsamen oder Hanfsamen verwenden.
Zusätzlich könnte man noch etwas gemahlenen Koriander und 1 Msp. Hing Asafötida beimengen.
Vor dem Servieren etwas Schwarzkümmelsamen über das Gericht streuen.

Mit diesen kleinen Änderungen schmeckt das Gericht aus Omas Kochbuch schon etwas anders, und hat dazu noch einen gesundheitsfördernden Effekt.
Ich hoffe, es schmeckt Dir!

Tanja Pinter

Dipl. Ayurveda Praktikerin, Dipl. Kräuterexpertin
www.ayurveda-naturladen.at

Die Kurse sind individuell, persönlich, kompetent und mit viel Liebe gemacht. Nur kleine Gruppen machen es möglich, dass auf die Fragen und Anliegen jedes einzelnen Teilnehmer/in eingegangen werden kann.